März 2006
Politiker werden gewählt, und sind sie einmal im Amt, dann tun sie, was sie wollen. Ungeachtet dessen, was sie dem Wähler versprochen haben. Das Volk ist demgegenüber bisher machtlos gewesen. BISHER!!! Denn jetzt gibt es www.mass-itching.com, das weltweite Internet-Portal für Massenautosuggestion.
Bei Mass-itching.com geht es um direkte Einflussnahme durch das Volk. Allerdings nicht mit den Mitteln herkömmlicher Politik, sondern mit dem bewussten Hervorrufen einer Volksstimmung, die bestimmte Ereignisse, je nach Wunsch, möglich oder unmöglich macht. Um es deutlich zu sagen: es geht um das massenhafte Herbei- oder Hinwegbeabsichtigen von Ereignissen. BALD sprach über die neue Welle der Massenautosuggestion mit dem Initiator von Mass-itching.com, Joe Gibbles.
BALD:
Mr. Gibbles, ein Volk, das sich selbst Dinge einsuggeriert, das klingt etwas nach Utopia, finden Sie nicht?
Mr. Gibbles:
Dieser Vorgang ist nicht so unglaubwürdig, wie er auf den ersten Blick erscheint. Autosuggestion ist ein vielgenutztes Instrument im täglichen Selbstmanagement. Es ist gut für Übergewichtige (um ihre Essgewohnheiten zu ändern), es ist gut für Faulenzer (um ihren inneren Schweinehund zu überwinden), es ist gut für Führungskräfte (um alles unter Kontrolle zu kriegen). Warum sollte es nicht auch gut sein, um die Lebensverhältnisse eines ganzen Volkes oder der Weltbevölkerung zu verbessern?
BALD:
Ja, aber wie soll das funktionieren?
Mr. Gibbles:
Genauso, wie es auch im kleinen Rahmen funktioniert. Wenn irgendein unangenehmes Ereignis größeren Ausmaßes droht, dann wird über www.mass-itching.com zu einer weltweiten Autosuggestion aufgerufen. Jeder, dem es wichtig ist, das Ereignis abzuwenden, nutzt die zu diesem Zweck bereitgestellten Suggestionsformeln, um gemeinsam mit Tausenden von anderen Menschen ein psychisches Kraftfeld aufzubauen. Dieses Kraftfeld schafft eine Atmosphäre, die dem abzuwendenden Ereignis den Nährboden entzieht.
BALD:
Das klingt nach einer globalen Litanei. Wollen Sie der Muezzin einer neuen Weltreligion werden?
Mr. Gibbles:
(lacht) Der Vergleich ist nicht einmal schlecht. Im Grunde geht es bei einem Gebet auch um nichts anderes. Und dass Beten hilft, ist wissenschaftlich erwiesen.
BALD:
Gut. Nehmen wir an, es funktioniert. Wie sieht dann die Praxis aus?
Mr. Gibbles:
Jeder, der zu einer regionalen, nationalen oder internationalen Massensuggestion aufrufen möchte, kann auf www.mass-itching.com diesen Vorschlag unterbreiten. Wir formulieren dann die Suggestionsformel und legen die Zeitpunkte fest, wann die Suggestion ihre optimale Wirkung entfalten kann. Das hat auch den Vorteil, dass die Autosuggestion bei allen Beteiligten gleichzeitig erfolgt. Jeder Teilnehmer weiß: „Jetzt, in diesem Moment, suggerieren sich Tausende oder Millionen anderer Menschen die gleiche Absicht.“ Das erzeugt eine Stimmung wie bei einem globalen Gottesdienst.
BALD:
Amen.
Mr. Gibbles:
Sie glauben mir nicht …
BALD:
Doch! Absolut! Sie haben es mir ja eindrücklich suggeriert. Nur – warum funktioniert das Ganze nicht auch ohne Mass-itching.com?
Mr. Gibbles:
Weil die Wünsche der Massen ohne Koordination nicht strukturiert und kanalisiert werden und folglich ihre Kraft nicht gezielt entfalten können. Wie Sie sicher wissen, sind bei einer Autosuggestion bestimmte Formulierungen ein Tabu. Sätze wie „ich will keine 50-Stunden-Woche“ oder „ich werde ab morgen nicht mehr rauchen“ wirken der eigentlichen Zielsetzung völlig entgegen. Aber genau solcherart sind die Sätze, mit denen Tausende ihre Wünsche artikulieren.
BALD:
Mr. Gibbles, Ihre Massenautosuggestion erinnert mich etwas an die von Gotthilf Fischer erfundene Wunderwaffe gegen den Krieg. Den Aggressionsabwehrgesang AGAG. Gibt es bald ein „Alternatives Bundesverteidigungsministerium“?
Mr. Gibbles:
Das halte ich für sehr wahrscheinlich.
BALD:
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Gedanken sind frei!
http://www.youtube.com/watch?v=7OnWTy3gQUQ