02.2008
Was wir bisher nur von Discotheken, Clubs und Nobelhotels kannten, tritt uns neuerdings auch vor Möbelhäusern, Bekleidungsgeschäften und Juwelieren entgegen. Die Türsteher.
Breitbeinig, stiernackig, narbengesichtig stehen sie am Eingang und wehren jeden ab, der nicht so aussieht, als könne oder wolle er sich ein Sofa von Rolf Benz, einen Anzug von Armani oder eine Rolex leisten. Für diese Aufgabe wurden sie besonders geschult. Mittels einer Observer-Technik, die sich Purchasing Power Scanning, kurz PPS, nennt, filtern sie jeden Wash-out heraus und geben ihm deutlich zu verstehen, dass er hier nichts verloren hat. „Wir können dieses Klientel nicht brauchen“, kommentierte der Besitzer eines Hamburger Modehauses, Türsteher einzusetzen. „Diese Wash-outs kommen nur mit der Absicht, sich für zehn Minuten chic einzukleiden. Eine Kaufabsicht haben sie nie, da es ihnen an den finanziellen Mitteln mangelt.“ Auch der Geschäftsführer eines Berliner Möbelhauses denkt so. „Die Kaufkraft der Deutschen ging in den letzten Jahren so drastisch zurück, dass nur jeder zwanzigste Besucher tatsächlich kauft. Der Rest kommt nur, um bei uns ein Ambiente genießen zu können, das er sich zu Hause nicht mehr leisten kann. Für diese Flops zahle ich nicht diese hohe Ladenmiete.“
Wesentlich eleganter löste dieses Problem ein Leipziger Möbelhändler. Er verlangt von seinen Besuchern neuerdings Eintritt, der selbstverständlich zurückerstattet wird, wenn der Besucher etwas kauft. „Sie träumen von einer Wohnung, die Sie sich nicht mehr leisten können? Wir machen Ihren Traum wahr. Für zwei Euro sind Sie dabei.“
Einen besonderen Gag erlaubte sich ein Möbelhändler aus Köln. Er engagierte den nach dem Abebben der Comedy-Welle arbeitslos gewordenen Kaya Yanar. Kaya hat die Aufgabe, jeden Besucher, der offensichtlich nur zum Gucken gekommen ist, zu fragen: „Ey, was guckst du?“